Die Vorteile digitaler Gesundheitsvorsorge 

Gastbeitrag von Dr. med. Robert Mundackal, Leitender Arzt bei CARE

Gemäss BAG (Bundesamt für Gesundheit) leidet ein Viertel der schweizerischen Bevölkerung an einer NCD Erkrankung (Non-Communicable Diseases, auch nicht übertragbare Erkrankung genannt). Dazu gehören u.a. Diabetes Typ 2 oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gemäss BAG beträgt der Gesamtanteil aller NCD zusammen mehr als CHF 50 Mrd. der Gesundheitskosten, was einen Anteil von etwa 80 Prozent der Gesundheitskosten ausmacht. Entsprechend stehen Gesundheitsdienstleister und politische Entscheidungsträger vor der Herausforderung, die Gesundheitsversorgung effizienter und nachhaltiger zu gestalten.

In der Schweiz ist der Zugang zu hochwertigen Gesundheitsdienstleistungen für die Mehrheit der Bevölkerung grundsätzlich gewährleistet. Generell werden diese jedoch erst im Krankheitsfall in Anspruch genommen. Wenn präventive Check-ups vernachlässigt werden, können viele NCDs, die sich schleichend und oft asymptomatisch entwickeln, unentdeckt bleiben, bis sie in einem fortgeschrittenen Stadium sind. Zu diesem Zeitpunkt sind die Behandlungsmöglichkeiten meist aufwändiger und oft kostenintensiver. Zudem sind die gesundheitlichen Konsequenzen für die Betroffenen gravierender, was ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann.

Medizinischer Zugang

Deshalb hat das BAG die Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (NCD-Strategie) ins Leben gerufen, die von 2017 bis 2024 läuft und darauf abzielt, die NCD zu reduzieren. Der Einsatz digitaler Hilfsmittel zur Gesundheitsprävention bietet grosses Potenzial, das schweizerische Gesundheitswesen grundlegend zu transformieren. CARE ist ein privater Gesundheitsdienstleister, der die digitale Erfassung diverser Gesundheitsdaten ermöglicht, und diese bei Bedarf mit persönlichen Beratungen kombiniert. 

Regelmässige Check-ups hingegen können Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Blutzuckerwerte oder Cholesterin rechtzeitig identifizieren. Zu einem Zeitpunkt, wo in der Regel mit einfachen Lifestyleveränderungen schnell Verbesserungen möglich sind. Die Herausforderung besteht darin, das Bewusstsein für die Bedeutung präventiver Gesundheitsmassnahmen in der breiten Bevölkerung zu schärfen und Anreize zu schaffen, diese Dienste auch in gesunden Lebensphasen in Anspruch zu nehmen.

Gesundheitskompetenz fördern

Die Förderung der Gesundheitskompetenz steht bei CARE im Fokus der Digitalisierung. Durch die Bereitstellung von Informationen und interaktiven Tools können die Kunden besser über ihre Gesundheit informiert und für gesunde Lifestyleveränderungen motiviert werden. Die Kombination aus digitaler Gesundheitsüberwachung und persönlicher Beratung bietet den Kunden die Möglichkeit, ihre Gesundheit proaktiv zu managen und das Risiko von NCDs zu minimieren.

Zusätzlich ermöglichen massgeschneiderte digitale Bildungsinhalte, dass Kunden fundierte Entscheidungen über ihre Gesundheit treffen können. Diese Inhalte decken eine breite Palette von Themen ab, von Ernährungs- und Bewegungstipps bis hin zu spezifischen Informationen über die Prävention und das Management von chronischen Krankheiten. Durch die Erhöhung der Gesundheitskompetenz werden Kunden nicht nur in die Lage versetzt, frühzeitig präventive Massnahmen zu ergreifen, sondern auch, Symptome rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln, bevor sich NCDs weiter verschlechtern. Diese ganzheitliche Herangehensweise unterstützt die Kunden dabei, ein gesundes und aktives Leben zu führen, während gleichzeitig die Belastung des Gesundheitssystems reduziert wird.

Personalisierte Prävention

Lifestyle ist persönlich – regelmässige Check-ups zeigen den Verlauf der Gesundheitsdaten sowie den Impact der Lifestylemassnahmen. Wearables wie Biosensoren zur Messung des Blutzuckers (cgm – continuouse glucose monitoring), Schlaf-, Sport- oder Stress-Tracker, Ernährungsapps etc. erlauben auf der medizinischen Seite personalisierte Beratungen. Aber auch die betroffenen Personen sehen dadurch, welchen Einfluss ihre Lifestyle-Gewohnheiten auf ihre Gesundheit haben. Studien zeigen, dass eine kontinuierliche Überwachung zur besseren Kontrolle von Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes führt.

Durch die Integration dieser Technologien in den Alltag der Kunden wird nicht nur ein Bewusstsein für die eigene Gesundheit geschaffen, sondern auch die Möglichkeit, proaktiv zu handeln. Dies erhöht die Motivation, gesündere Entscheidungen zu treffen, und stärkt das Verständnis für die langfristigen Auswirkungen des eigenen Verhaltens. Personalisierte Prävention bedeutet somit nicht nur, Risiken frühzeitig zu erkennen, sondern auch, individuell angepasste Strategien zu entwickeln, die die Betroffenen aktiv in ihre Lebensweise integrieren können. Dies führt zu einer nachhaltigeren und effektiveren Prävention, die über standardisierte Ansätze hinausgeht und den individuellen Bedürfnissen und Lebensstilen gerecht wird.

Kostenreduktion durch effiziente Ressourcennutzung

Das Schweizer Gesundheitssystem gehört zu den kostspieligsten weltweit. Die digitalisierte Prävention kann zur Reduktion dieser Kosten beitragen. Durch den Einsatz von digitalen Tools und Plattformen können Risikogruppen gezielt frühzeitig erkannt und angeleitet werden, bevor sie unangenehme und kostspielige Erkrankungen entwickeln. Insgesamt tragen digitale Ansätze dazu bei, Ressourcen effizienter zu nutzen und die finanziellen Belastungen des Gesundheitssystems nachhaltig zu mindern.

Fazit 

Die digitale Gesundheitsvorsorge bietet dem Schweizer Gesundheitssystem zahlreiche Vorteile. Sie verbessert den Zugang zu präventiven Massnahmen, ermöglicht personalisierte und frühzeitige Interventionen, fördert die Gesundheitskompetenz und reduziert die Kosten. Durch eine kontinuierliche Überwachung und verbesserte Zusammenarbeit im Gesundheitswesen wird die Effektivität der Prävention weiter gesteigert. Wissenschaftliche Studien und praktische Anwendungen in der Schweiz belegen, dass die digitale Prävention einen bedeutenden Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung leisten kann.

Autor: Dr. med.  Robert Mundackal ist leitender Arzt bei CARE. Er ist Facharzt für Innere Medizin und Lungenheilkunde mit Schwerpunkttitel in Notfall- und Schlafmedizin. Sein Fokus liegt in der Präventiv- und Performancemedizin.

CARE ist ein führender Schweizer Dienstleister im Bereich der Gesundheitsvorsorge. Es werden präventiv sinnvolle Health Check-ups angeboten und die Kunden können mittels App den Verlauf ihrer Gesundheitsdaten sehen. Die App bietet eine Fülle an zusätzlichen Informationen, damit die Kunden sich längerfristig ein umfassendes Wissen aneignen können.  Die Daten werden in einer App festgehalten und deren Verlauf wird optisch ansprechend dargestellt.

Literaturverzeichnis

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