Ein April ganz im Zeichen der „Spitalkrise“
Zahlreiche Spitäler meldeten im vergangenen Monat rote Zahlen, einige müssen gar vom Staat „gerettet“ werden. Was sind die Gründe und wie können unsere Spitäler wieder rentabel werden? Sämtliche fünf meistgelesen Artikel bei medviu im Monat April widmen sich diesem Thema.
Platz 5 – Wer jetzt zu kleinräumig denkt, verliert
In einem Kommentar brachte Michael Kaspar, Chefredakteur des „Zürcher Oberländers“, am 6. April eine Fusion der Spitäler Uster und Wetzikon ins Spiel. Aber langfristig müsse ein grösserer Spitalverbund im Oberland und am rechten Zürichsee-Ufer entstehen. Die Zukunft liege in der Zusammenarbeit der vier Spitäler Uster, Wetzikon, Männedorf sowie Zollikerberg.
Platz 4 – Natalie Rickli – «Der Bund muss die Tarifstruktur anpassen»
Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli äusserte sich am 5. April in einem Interview mit dem „Tages-Anzeiger“ zur Finanznot vieler Spitäler und den Massnahmen des Kantons zur Rettung des Kinderspitals mit 135 Millionen Franken. Sie betonte die Notwendigkeit von Reformen im Gesundheitswesen und kritisierte die bisherige Spitalpolitik. Rickli wies darauf hin, dass die neue Spitalfinanzierung nicht ausreichend auf die gestiegenen Kosten reagiert hat und dass die Spitäler früher und transparenter über finanzielle Probleme informieren müssen. Sie verteidigte die Unterstützung des Kinderspitals, stellte jedoch Auflagen für die Rückzahlung des Darlehens und die organisatorische Stabilität des Spitals. Für das finanziell bedrohte Spital Wetzikon würden Lösungen gesucht, einschliesslich potenzieller Fusionen oder Kooperationen mit anderen Spitälern. Rickli sprach sich für eine Stärkung der ambulanten Medizin und eine mögliche Neugestaltung der Krankenversicherung aus, um die Kosten im Gesundheitswesen zu senken. Sie betonte die Notwendigkeit von Investitionen in die Ausbildung von Gesundheitsfachkräften und die Bedeutung der Prävention. Trotz Herausforderungen sieht sie den Kanton Zürich gut aufgestellt, um den zukünftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen zu begegnen.
Platz 3 – Heinz Locher: «Man hat sie aushungern lassen»
Laut Gesundheitsexperte Heinz Locher sind die derzeitigen finanziellen Probleme der Spitäler eine Folge von zu niedrigen Tarifen, die nicht mit den steigenden Kosten der Spitäler Schritt halten können. Insbesondere der ambulante Bereich sei von der Unterfinanzierung betroffen, sagte er in einem Tages-Anzeiger-Interview vom 6. April. Die Tarife müssen angepasst werden, jedoch sollten die Kosten nicht allein den Versicherten aufgebürdet werden. Locher forderte eine deutliche Erhöhung des Bundesbeitrags zur Prämienverbilligung. Die aktuellen finanziellen Probleme der Spitäler resultieren auch aus teuren Neubauten und zu grossen Spitalkapazitäten im stationären Bereich. Die Spitallandschaft werde sich in den kommenden Jahren massiv verändern, mit möglichen Schliessungen, Redimensionierungen und verstärkten Kooperationen zwischen Spitälern. Trotz der Herausforderungen sieht Locher die Versorgung der Patienten nicht unmittelbar in Gefahr, betonte aber die Notwendigkeit einer koordinierten und rechtzeitigen Umstrukturierung des Gesundheitswesens.
Platz 2 – Thierry Carrel: «Den Kispi-Neubau an zwei Stararchitekten zu vergeben, war unverantwortlich»
Die aktuelle Spitalkrise in der Schweiz rief auch den prominenten Herzchirurgen Thierry Carrel auf den Plan, der die hohen Ausgaben für Spitalneubauten im Interview mit der SonntagsZeitung kritisierte. Er bemängelte, dass bei solchen Projekten oft der Luxus im Vordergrund stehe, während die medizinische Versorgung vernachlässigt werde. Philip Sommer von PWC Schweiz bestätigte die Dramatik der Situation und warnte vor einem drohenden „Spitalsterben“. Er plädierte für eine Erhöhung der Tarife, um die Wirtschaftlichkeit der Spitäler zu verbessern. Zudem zeigt eine Studie, dass die Schweiz über 100 Spitäler hat, obwohl weniger Standorte ausreichen würden, um eine gute Grundversorgung sicherzustellen.
Platz 1 – Tilman Slembeck: «Wir müssen zu einer Struktur mit weniger Spitälern kommen» – Interview
In der SRF-Sendung „10vor10“ plädierte Gesundheitsökonom Tilman Slembeck am 5. April für eine strukturelle Veränderung des Gesundheitssystems hin zu weniger, aber effizienteren Spitälern, um die Kosten zu senken. Insbesondere Regionalspitäler seien aufgrund ihrer Kleinteiligkeit und begrenzten Fallzahlen ineffizient und teuer. Slembeck schlug vor, dass Gemeinden Regionalspitäler übernehmen könnten, um eine direktere demokratische Kontrolle zu ermöglichen. Er betonte auch die Notwendigkeit, den finanziellen Druck im Gesundheitssystem zu erhöhen, um Anreize für Veränderungen zu schaffen.
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