Swisscom Digital Health Radar – jetzt erfolgreich digitalisieren

Ein Gastbeitrag von Dr. Christian Westerhoff*

Das Schweizer Gesundheitswesen leidet unter einem erheblichen Nachholbedarf in der Digitalisierung. Wege aus dem Dilemma sind aber vorhanden. So zeigt der Swisscom Digital Health Radar (SDHR) wertvolle Informationen über den Digitalisierungsfortschritt. Das Monitoring schafft ein klareres Bild darüber, wie die digitale Transformation wirkungsvoll voranzutreiben wäre. Es gäbe dabei zwei deutliche Gewinner: die Finanzchefs der Spitäler und die Patienten. Die Ersten würde sich über mehr Effizienz und Wirtschaftlichkeit freuen, die Zweiten über eine noch bessere Behandlungsqualität.

Die aktuelle Swisscom-Studie ist brisant. Das Monitoring wurde vor seiner Publikation in Zusammenarbeit mit der Universität Luzern, der Fachhochschule Nordwestschweiz, mit den Hirslanden Kliniken Ostschweiz und dem Felix-Platter-Spital, Basel validiert. Die meisten teilnehmenden Gesundheitseinrichtungen kamen mit je 35 % aus der Nordwestschweiz und aus Zürich. Im Durchschnitt verfügen die teilnehmenden Institutionen über 399 Betten, 3035 Mitarbeitende, 47 IT-Mitarbeitende und 4 % IT-Budget am Gesamtumsatz.

Die Digitalisierungsgrade sind höchst unterschiedlich: Am besten mit über 60 % schneiden die Bereiche Strukturen und Systeme (Organisationsaufbau und Applikationslandschaft) sowie das Resilienz-Management (Sicherheit) ab. Einen Digitalisierungsgrad zwischen 50 und 59 % weisen die Organisationssteuerung und das Daten-Management, die Kultur und das Change-Management (strategische Aspekte der Digitalisierung) sowie klinische Prozesse auf. Die Bereiche Informationsaustausch (intern und extern), Telehealth und Patientenpartizipation bilden mit unter 50 % das Schlusslicht. Über alle Institutionen und abgefragten Dimensionen hinweg gesehen beträgt der Digitalisierungsgrad der teilgenommenen Gesundheitsinstitutionen 44 % – wobei es zwischen den Institutionen grosse Unterschiede gibt.

Erfreulich in die Zukunft blicken lässt, dass 47 % der Teilnehmenden angegeben, dass CIOs und IT-Führungskräfte in der Geschäftsleitung vertreten sind. In Bezug auf die Applikationslandschaft haben knapp 70 % angegeben, dass sie das Klinikinformationssystem (KIS) flächendeckend einsetzen. Beide Faktoren stellen eine gute Basis für die weitere digitale Transformation dar.

Unterschätzt wird hingegen das Thema IT-Sicherheit. So verfügt knapp ein Drittel über kein umfassendes Konzept zur Prävention, Erkennung und Überwachung von Sicherheitsvorfällen. Einen hohen Wert erreicht das Resilienz-Management dennoch, da sich die teilnehmenden Organisationen in der Lage sehen, bei Sicherheitsvorfällen angemessen reagieren zu können. Nachholbedarf besteht auch beim Daten-Management, das als Grundlage für datengetriebene Geschäftsmodelle betrachtet wird. Hier analysieren 17 % ihre Daten intensiv, 39 % zum Teil, hingegen 44 % gar nicht.

Die grösste Differenz zwischen den Teilnehmenden zeigt sich beim strategischen Bereich. Hier ist viel Potenzial vorhanden, da für 61 % der Teilnehmenden der Umfang der Digitalisierung zwar klar ist, aber die entsprechenden Ist- und Soll-Prozesse im Betrieb unvollständig definiert sind. Gerade mal 17 % haben angegeben, dass die Ist- und Soll-Prozesse in ihrer Gesundheitsinstitution vollständig definiert sind. Es sind jedoch genau diese Prozesse, welche eine starke Hebelwirkung für die digitale Transformation aufweisen, weshalb hier ein grösserer Nachholbedarf gesehen wird.

Ebenfalls grosse Verbesserungen sind beim Informationsaustausch möglich. Dieser hat eigentlich an Bedeutung gewonnen, weshalb der eher tiefe Digitalisierungsgrad überrascht. 56 % geben an, eine gute Strategie zur Sicherstellung des internen und externen Datenaustauschs (Interoperabilität) zu haben. Dennoch schneidet die Dimension insgesamt unterdurchschnittlich ab, da knapp 70 % die erfassten Daten für weitere Verwendungszwecke nicht einsetzen. Schliesslich könnte auch Telehealth im Kontext der ambulanten Versorgung von Patientinnen und Patienten und des Konzepts Hospital@Home viel Positives bewirken. Bloss 11 % der Institutionen können jedoch Telehealth vollständig nutzen; bei 33 % sind die Voraussetzungen für Telehealth nur teilweise gegeben und in knapp der Hälfte fehlen die Voraussetzungen gänzlich.

Die digitale Transformation offenbart zwei verschiedene Gesichter: Einerseits ist es ermutigend, dass eine solide Basis für weitere Digitalisierungsschritte – wie beispielswiese die Vertretung von IT-Führungskräften in der Geschäftsleitung – vorhanden ist. Andererseits sollten Gesundheitsinstitutionen die strategische Stossrichtung und das Mindset für ein datengetriebenes Geschäftsmodell festigen, damit die erhoffte Durchschlagskraft der Digitalisierung wirken kann. Umso wichtiger ist es daher, den Digitalisierungsfortschritt festzuhalten sowie lösungsorientiert und angepasst auf den jeweiligen Spitalbetrieb weiter voranzutreiben.

* Dr. Christian Westerhoff ist Leiter Business Development Health bei Swisscom Business Costumers.

Mehr Informationen zum Swisscom Digital Health Radar: Digitalisierung in Schweizer Spitälern | Swisscom

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