Rote Karte für mehr Prämien – grünes Licht für mehr Digitales

Nach dem herbstlichen Prämienschock grad kurz vor den eidgenössischen Wahlen mit Dutzenden wilder Vorschläge fürs Kostendämpfen im Gesundheitswesen ist es mehr als angezeigt, Ruhe vor und nach dem Sturm zu bewahren.

Gastbeitrag von Robert Meyer, Key Account Manager MediData AG, Root/LU

Es gäbe zahlreiche Aspekte neuartiger Finanzierungen, die wir beleuchten könnten. Statt dessen konzentrieren wir uns hier auf effizientere Prozesse, die prämienschonend sind.

Solche gibt es nämlich ebenfalls viele, ist es doch eine Tatsache, dass – wie neulich im EDI Podium von MediData vorgetragen – erst 6 % aller verfügbaren Gesundheitsdaten auch tatsächlich digital ausgewertet und fürs Optimieren von Therapien und administrativer Prozesse genutzt werden. Da ist viel Luft nach oben!

Das gilt speziell für die Kommunikation zwischen Leistungserbringern und Krankenversicherern. Da gibt es zwar keine Rauchzeichen mehr wie bei den Indianern und auch keine Kurierläufer wie im alten Rom, wohl aber noch Fax-Nachrichten und Medienbrüche zuhauf beim Informationsaustausch. Gut, hat MediData hier die Initiative ergriffen. Basis ist das in einer Mehrzahl von Leistungserbringern eingesetzte neue MediData-Netz, das heimlifeisse digitale Tools enthält. Dazu zählen die elektronische Kostengutsprache für Spitäler und die elektronische Bedarfsmeldung für Heime.

eKostengutsprache – der direkteste Draht zum Nutzen aller

Für Patientinnen und Patienten ist es matchentscheidend, dass sie so rasch als möglich einer zielführenden Behandlung zugeführt werden. So müssen denn die Früchte der digitalen Transformation Prozesse und in einer medienbruchfreien Vernetzung von Leistungserbringern mit Versicherern und Behörden bestehen. Viel hängt davon ab, wie rationell und sicher Daten ausgetauscht werden und wie Spitäler, Arztpraxen, Therapeuten und Kostenträger administrativ entlastet werden und Kostengutsprachen erfolgen. Das ist umso wichtiger, weil die Menge der auszutauschenden Daten rasant wächst, noch befeuert durch gesetzliche Vorschriften wie die geltende Plicht, die Rechnungen aller Leistungserbringer zwingend als Kopie an die PatientInnen zu schicken.

Eine wesentliche zeitliche wie finanzielle Entlastung bietet in diesem Umfeld die elektronische Kostengutsprache. Der Versand dieser eKoGu-Anfragen erfolgt sicher, einfach und schnell per XML und ist eine neue wertvolle Funktion auf Basis von Standards des Forums für Datenaustauschs. Anfragen noch per E-Mail an die Versicherer sind heute praktisch passé. Vife Versicherer erledigen heute fast die Hälfte aller eKoGu-Anfragen innert 24 Stunden. Es ist also nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch viel schneller und liegt im höchsten Interesse der PatientInnen.

 eBedarfsmeldung – Heime werden immer digitaler

Auch Alters- und Pflegeheime sind starkem Druck ausgesetzt:  Sie müssen individuellere Wohnangebote schaffen und finanziell geht es ihnen schlecht. Jede administrative Entlastung kommt da wie gerufen. Erst recht, wenn sie in Heimen tätige ÄrztInnen und Pflegenden hilft, sich ganz auf ihre Kernaufgabe zu konzentrieren.

Das Mittel der Wahl ist die elektronische Bedarfsmeldung. Damit werden Leistungen, die für HeimbewohnerInnen erbracht worden sind, mit wenigen Klicks voll digitalisiert an die Versicherer gesandt, wo nötig von ÄrztInnen elektronisch visiert. Damit besteht eine Lösung, die zugleich einfach, datensicher und komfortabel ist und Ihre EmpfängerInnen auch einwandfrei erreicht. Der voll digitalisierte Prozess ist unkompliziert und spart Zeit. Die Heim-Mitarbeitenden müssen nicht mehr Dokumente ausdrucken, ÄrztInnen per Post oder altmodisch per Fax zusenden oder gar persönlich vorbeibringen, unterzeichnen lassen und anschliessend einscannen.

Mit der Bedarfsmeldung versenden Alters- und Pflegeheime ihre Anfragen verschlüsselt ins MediData Freigabeservice­Portal, wo die zuständige Ärztin oder der Arzt die Bedarfsmeldung genehmigt oder ablehnt. Die genehmigte Bedarfsmeldung wird direkt der Versicherung weitergeleitet. Den definitiven Bescheid stellt die Versicherung sofort und medienbruchfrei in ihre Branchenapplikation. Auch im MediData Kundenportal ist der Prozess voll digitalisiert und sämtliche Bearbeitungsschritte sind jederzeit identifizier­ und nachverfolgbar hinterlegt. Bei Leistungen, bei denen die Kostenträger nicht explizit ein ärztliches Visum verlangen, besteht die Möglichkeit, den herkömmlichen Übertragungsweg ohne Nutzung des Freigabeservices zu wählen, natürlich ebenfalls voll digital. In diesem Szenario wird die Bedarfsmeldung ohne elektronische Signatur direkt an den Versicherer gesandt.

Statt Wehklagen die Chancen der Digitalisierung jetzt nutzen

Die Zeit ist reif, innovative digitale Lösungen aller Art systematisch zu nutzen. Das wäre ein weit besseres Rezept als in ständigem Wehklagen zu verharren, den Kostendruck auf Spitäler, Heime und ÄrztInnen zu erhöhen oder ein Lockern der obligatorischen Grundversicherung zu fordern. Gute Leistungen sollen tariflich fair abgegolten werden und Einkommensschwache von den hohen Prämien entlastet werden. Gleichzeitig sind alle Stakeholder gut beraten, den Trumpf der Digitalisierung zu spielen, um damit wirksam auf die Kostenbremse zu treten.

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